Was ist Rebalancing?
Das Kernstück Ihres Investitionsplans ist Ihre Vermögensallokation - die Mischung aus Aktien, Anleihen und Bargeld in Ihrem Portfolio. Auf die Frage nach dem gewünschten und möglichen Risiko – der Risikobereitschaft und der Risikotragfähigkeit – verwenden wir sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit. Welche Allokation Sie wählen, hängt dann von Ihrer persönlichen Situation ab.
Wenn Sie Jahrzehnte vor dem Ruhestand stehen, möchten Sie vielleicht mehr von Ihrem Portfolio in risikoreichere Anlagen wie Aktien investieren, die mehr Wachstumspotenzial bieten als konservative Anlagen wie Anleihen oder Bargeld. Wenn Sie dagegen nur noch wenige Jahre bis zur Rente haben, möchten Sie sich vielleicht stärker in diesen weniger risikoreichen Anlagen engagieren.
Doch während Ihre Zielallokation konstant bleibt, bleibt Ihre tatsächliche Vermögensallokation nicht konstant. Die Höhen und Tiefen des Marktes können dazu führen, dass diese Allokation mit den Wertveränderungen Ihrer Anlagen driftet. Beispielsweise kann eine anhaltende Aktienmarktrallye den Wert Ihrer Aktienbestände erhöhen, wodurch die Balance Ihrer Vermögensallokation in Richtung Aktien gekippt wird und Sie einem höheren Risiko ausgesetzt sind, als Sie beabsichtigt hatten.
Regelmäßige Rebalancing-Strategien können dazu beitragen, Ihre Vermögensallokation wieder in Einklang mit Ihrer Zielallokation zu bringen - unabhängig von den Höhen und Tiefen des Marktes. Darüber hinaus bedeutet die regelmäßige Überprüfung Ihres Portfolios, dass Sie seltener spontane Entscheidungen treffen, die sich negativ auf Ihren Finanzplan auswirken können. Natürlich ist es schön, wenn Aktien hohe Renditen erzielen. Und man ist versucht den Aktienfondsanteil laufen zu lassen. Ihr persönliches Chancen- und Risikoprofil sollte sich allerdings nicht nach der Wertentwicklung der kurzfristigen Vergangenheit richten. Weder in Jahren mit guten Aktienrenditen noch in schwachen Aktienjahren.
Wie funktioniert das?
Es gibt zwei Hauptmethoden, wann Sie Ihr Portfolio neu ausbalancieren sollten: periodische Neuausrichtung und "Toleranzband"-Neuausrichtung. Beide können ein wirksames Instrument sein, um Ihre Anlagen zu verwalten und Ihr Chance-Risiko-Profil stabil zu halten.
Für welche Methode Sie sich auch entscheiden, wichtig bei der Neugewichtung Ihres Portfolios ist nicht unbedingt die Art und Weise, wie Sie es tun, sondern Ihre selbst auferlegte Verpflichtung, daran festzuhalten.
Periodisches Rebalancing
Der Ansatz der periodischen Neugewichtung ist relativ einfach und erfordert nur wenig Überwachung und Aufsicht.
Um diese Methode zu verwenden, markieren Sie ein wiederkehrendes Datum in Ihrem Kalender, an dem Sie Ihre Anlagebestände analysieren und gegebenenfalls die Zuteilungen anpassen. Sie haben die Wahl, dies jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich zu tun - es liegt bei Ihnen.
Um es sich leicht zu machen, sollten Sie in Erwägung ziehen, dass von Ihnen gewählte Datum an ein anderes, leicht zu merkendes Datum zu koppeln, wie z.B. den Steuertag oder das Ende eines Quartals. Ein Hinweis: Wenn Sie Ihr Portfolio zu oft überprüfen und neu austarieren, kann dies möglicherweise kontraproduktiv sein.
Rebalancing mit Toleranzband
Die Neugewichtung der Toleranzbänder, ist intensiver als die periodische Neugewichtung. Sie erfordert einen formelhaften Ansatz, der eine häufige Überwachung erfordert. Anstatt einen festen Zeitpunkt für die Neugewichtung zu wählen, tun Sie dies, wenn sich Ihre Vermögensallokation um einen bestimmten Prozentsatz oder eine bestimmte Schwelle ändert.
Nehmen wir zum Beispiel an, Ihre Änderungsschwelle liegt bei 5% und Ihre Zielallokation der Aktien bei 70%. Sie würden Ihre Aktienallokation neu ausbalancieren, wenn sie sich entweder auf 75% nach oben oder auf 65% nach unten verschiebt. Diese Methode ist nützlich, um Ihnen zu helfen, in einem sich schnell verändernden Markt solide Anlageentscheidungen zu treffen. Sie kann jedoch auch teurer sein als eine periodische Neugewichtung. In Zeiten der Volatilität kann es passieren, dass Sie Anlagen häufiger kaufen und verkaufen und möglicherweise mehr Handelskosten zahlen müssen.
Unserer Empfehlung
Aus Kostengründen und um Steuerzahlungen gering zu halten bietet sich das jährliche Rebalancing an. Gerd Kommer schreibt dazu in der aktuellen 5. Auflage seines Buchs “Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs”: “Rebalancing erhöht langfristig die jährliche Rendite eines gut diversifizierten Portfolios um bis zu einem halben Prozentpunkt, während das Risiko sich kaum verändert oder minimal sinkt.”
Mit Transaktionen zum Rebalancing
Wenn Ihre Überprüfung ergibt, dass ein Neuausgleich erforderlich ist, finden Sie hier einige Möglichkeiten, wie Sie Ihr Portfolio wieder in Einklang bringen können:
Die erste Möglichkeit besteht darin, Investitionen in Anlagen mit einer höheren Allokation zu verkaufen und den Erlös für Investitionen in Anlagen mit geringerer Allokation zu verwenden.
Oder Sie können einfach neue Cashflows (bei Kauf und Verkauf) in Anlagen mit niedriger Allokation leiten, um sie wieder auf Ihr Ziel auszurichten.
Bei neuen Cashflows sollte generell die ursprüngliche Aufteilung wieder angesteuert werden. Denn es werden weder zusätzliche Kosten noch Steuern fällig.
Rebalancing, wenn sich Ihre Ziele ändern
Lebensereignisse, wie die Geburt eines Kindes, Heirat, Scheidung oder ein Todesfall in der Familie können Ihre Anlageziele und Ihren Zeithorizont verändern. Wenn diese Ereignisse eintreten, möchten Sie vielleicht Ihr Portfolio neu ausbalancieren, auch wenn dies technisch nicht vorgesehen ist. Nehmen Sie Ihre Anpassungen vor und verwenden Sie weiterhin die Überwachungsmethode, die für Sie am besten geeignet ist.
Eine regelmäßige Neuausrichtung Ihres Portfolios hilft Ihnen, das große Ganze im Auge zu behalten und Ihre Ziele und Ihre Risikotoleranz im Vordergrund Ihrer Anlagestrategie zu halten.